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Menschen mit Neurodermitis und Schuppenflechte präziser behandeln
22. Mai 2019 - Dr. Uwe Schwichtenberg
Schuppenflechte und Neurodermitis sind die häufigsten entzündlichen Hauterkrankungen. Im europäischen Forschungsprojekt BIOMAP wollen Wissenschaflterinnen und Wissenschaftler diese Krankheiten besser verstehen, um die Patientinnen und Patienten in Zukunft gezielter behandeln zu können. Dazu sollen Daten von über 50.000 Patientinnen und Patienten analysiert werden. Das Projekt wird vom Kieler Dermatologen Professor Weidinger koordiniert. Mehr als 300 Millionen Menschen weltweit sind von Neurodermitis und Schuppenflechte betroffen. Dabei ist Neurodermitis nicht gleich Neurodermitis und auch Schuppenflechte nicht gleich Schuppenflechte. Im Gegenteil: Zwischen Patienten und über die Zeit unterscheiden sich die Ausprägungen dieser Krankheitsbilder zum Teil massiv, z.B. in Bezug auf Ausbruch, Schweregrad, Fortschreiten und Ansprechen auf Behandlungen. Die Erkrankungen sind eine große Belastung für Betroffene und Angehörige und stellen das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Trotz enormer Fortschritte in der Erforschung ihrer Ursachen gibt es noch immer erhebliche Wissenslücken.
Um das zu ändern, haben sich renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Bereich Klinik und Grundlagenforschung im EU-geförderten Projekt BIOMAP (Biomarkers in Atopic Dermatitis and Psoriasis) zusammengeschlossen. An der öffentlich-privaten Partnerschaft sind neben 26 Partnerinstitutionen aus dem akademischen Bereich auch fünf forschende Unternehmen der pharmazeutischen Industrie und fünf Patientenorganisationen beteiligt. Mithilfe einer beispiellosen Untersuchung von klinischen und molekularen Daten von mehr als 50.000 Patientinnen und Patienten sowie gesunden Personen wollen die BIOMAP-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein neues Modell zur Klassifikation von Neurodermitis und Schuppenflechte entwickeln, um jeden Patienten optimal und individualisiert behandeln zu können. Ein Ansatz der Präzisionsmedizin, den auch der Exzellenzcluster PMI über das gesamte Spektrum der chronischen Entzündungserkrankungen verfolgt.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Projekts gehen davon aus, dass sich die verschiedenen Ausprägungen der Krankheiten in Unterschieden auf molekularer Ebene widerspiegeln. Daher wollen sie Patientenuntergruppen identifizieren, die sich hinsichtlich der Krankheitsmechanismen, der Ausprägung der Krankheit und dem Ansprechen auf Therapien ähneln. Mit Hilfe von Markern in Blut und Haut sollen solche Patientengruppen identifizierbar werden, um die optimale Therapie auswählen und neue Therapieansätze entwickeln zu können.
"Ich hoffe, dass im Zuge des Projekts Neurodermitis und Schuppenflechte als eine Reihe von verschiedenen Erkrankungsuntertypen anerkannt werden, jede mit einer eigenen charakteristischen molekularen Signatur und nicht als bloß zwei Krankheiten", sagt der Koordinator von BIOMAP Professor Stephan Weidinger. "Das Projekt wird das hohe Niveau von Forschung und Patientenversorgung am Standort Kiel weiter stärken".
Durch die Integration von Patientenorganisationen werden auch die Meinungen, Nöte und Wünsche von Menschen mit Schuppenflechte oder Neurodermitis in das Projekt einfließen. "Die Einbindung der Betroffenen und ihrer Interessenvertretung setzt die Bedürfnisse von Erkrankten von Anfang an in das Zentrum des Projekts. Durch den Austausch von Wissen und Daten über entzündliche Hauterkrankungen ermöglicht BIOMAP eine Zusammenarbeit, wie es sie vorher noch nie gab", sagt Helen McAteer, Mitglied der BIOMAP Patientenberatungsgruppe und Vertreterin einer Patientenselbsthilfeorganisation.
Quelle: Pressemeldung Exzellenzcluster Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen