Aktuelles
Kongressreport von der EAACI in Warschau
08. Juni 2009 - Dr. Uwe Schwichtenberg
Bei der heutigen Sitzung des Allergiekongresses in Warschau wurde einmal mehr deutlich, dass Aussagen, die auf den ersten Blick logisch klingen und angeblich lange schon bekannt sind, nicht unbedingt wissenschaftlich bewiesen sein müssen.
Frau Prof. Inger Kull aus Stockholm stellte eine Studie vor, die bei Kindern, die 4 Monate ausschließlich gestillt wurden, weniger Ekzeme fand, als in der Kontrollgruppe, in der zugefüttert wurde. Für diese Studie waren immerhin über 4000 Familien befragt und über 2000 Kinder untersucht worden. Dennoch erntete die Studie Widerspruch von Prof. Björksten ebenfalls aus Schweden, der auf methodische Fehler hinwies, die die gesamte Aussage in Frage stellten.
Probiotika sind Präparate, die Labctobacilluskulturen enthalten, die die positive immunologische Auseinandersetzung im Darm fördern sollen. Prof Kuitunen aus Finland stellte eine Untersuchung vor, die keinen Effekt bei der Gabe von Probiotika nachweisen konnte, es sei denn es handelte sich um Kinder, die durch Kaiserschnitt zur Welt gekommen waren. In diesem Fall war offenbar die immunologische Grundausstattung durch den fehlenden Weg durch den Geburtskanal eingeschränkt und die Gabe von Probiotika konnte einen Effekt zeigen. Hingegen konnte C. Dotterud aus einer norwegischen Arbeitsgruppe eine Verminderung des Auftretens von Ekzemen nachweisen, wenn die Mutter von der 36. Schwangerschaftswoche bis zu 3 Monaten nach Geburt (falls das Kind gestillt wurde) ein probiotisches Präparat einnahm. Weitere Erkrankungen des allergologischen Formenkreises waren davon unbeeinflusst.
Prof. Bengt Alm aus Göteborg stellte wiederum eine Studie vor, die Hinweise lieferte auf positiven Einfluß auf Frühformen des Asthmas durch Stillen (4 Monate) und frühzeitiges Hinzufüttern von Fisch (vor dem 9. Monat).
Obwohl hier Studien vorgestellt wurden, die mit sehr großem Aufwand an sehr vielen Patienten durchgeführt worden sind, bleiben offenbar immer noch mehr Fragen offen, als geklärt wurden. Vor vorschnellen Verallgemeinerungen und konkreten Handlungsempfehlungen muß weiterhin gewarnt werden. Die oben zitierten Studien zeigen, dass, wie so häufig, der Teufel im Detail steckt und es keineswegs egal ist, ob der Einfluß von Probiotika auf Neurodermitis oder auf Asthma untersucht wird und offenbar ist es sogar wichtig zwischen „ausschließlichem“ Stillen und Stillen mit ein bißchen Zufüttern zu unterscheiden.