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Menschen mit Schuppenflechte tragen ein erhöhtes Risiko für zahlreiche Begleiterkrankungen
22. September 2017 - Dr. Uwe Schwichtenberg
Menschen mit Schuppenflechte tragen ein erhöhtes Risiko für zahlreiche Begleiterkrankungen. Dazu zählt insbesondere krankhaftes Übergewicht (Adipositas). Eine Gewichtskontrolle wirkt sich günstig auf die Hauterkrankung aus und kann die Therapie unterstützen. Die Schuppenflechte - medizinisch Psoriasis - ist gekennzeichnet durch entzündliche, verdickte und schuppende Hautveränderungen. Doch bei vielen Betroffenen bleibt es nicht dabei: Bei jedem fünften kommt es außerdem zu Entzündungen von Gelenken, einer sogenannten Psoriasis-Arthritis, die mit Morgensteifigkeit und Schmerzen - insbesondere in Ruhe und in der Nacht - einhergeht. Darüber hinaus leiden Menschen mit Schuppenflechte vor allem bei ausgeprägten Formen häufiger unter verschiedenen weiteren Erkrankungen als Hautgesunde. Zu diesen Begleiterkrankungen zählen Adipositas, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Fettstoffwechselstörungen und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, aber auch Angststörungen und Depressionen.
"Eine begleitende Adipositas ist bei Patienten mit Schuppenflechte besonders problematisch", erläutert Priv.-Doz. Dr. Sascha Gerdes vom PsoriasisZentrum des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel: Bei der Schuppenflechte handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung, bei der - vor allem in ausgeprägten Fällen - Entzündungsprozesse nicht nur die Haut, sondern den ganzen Organismus betreffen. Heute weiß man, dass auch die Adipositas eine entzündliche Erkrankung darstellt. Vor allem in Bauchfettgewebe werden entzündungsfördernde Botenstoffe freigesetzt, welche die psoriatische Entzündung verstärken und zu einer chronischen Entzündung im gesamten Körper beitragen. Starkes Übergewicht kann daher bei Menschen, die eine genetische Prädisposition zu Schuppenflechte tragen, einen Ausbruch der Erkrankung begünstigen oder eine bestehende Schuppenflechte verschlimmern. Auch das Ansprechen auf innerliche Medikamente, die bei mittelschwer bis schwer betroffenen Patienten eingesetzt werden, wird durch eine Adipositas beeinträchtigt.
"Darüber hinaus wird das Risiko für weitere Begleiterkrankungen, das Patienten mit Psoriasis ohnehin tragen, durch das krankhafte Übergewicht zusätzlich erhöht", warnt Dr. Gerdes. Die chronische Entzündung verringert unter anderem die Sensibilität von Körperzellen auf Insulin (Insulinresistenz) und begünstigt die Entwicklung einer Typ 2-Diabetes.
Die entzündlichen Prozesse tragen zudem zur Bildung von Ablagerungen an den Blutgefäßwänden und deren Verengung bei. Eine solche Arteriosklerose ist wiederum ein Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. Diese zählen zu den wesentlichen Gründen, warum Menschen mit stark ausgeprägter und nicht behandelter Psoriasis eine um etwa fünf Jahre geringere Lebenserwartung haben. Aktuelle Forschungen weisen auch darauf hin, dass nicht nur die psychische Belastung durch die Schuppenflechte, sondern auch entzündliche Prozesse eine Rolle bei der Entwicklung von Depressionen und Angststörungen spielen. "Die Komorbidität ist bei der Betreuung von Psoriasis-Patienten stets zu berücksichtigen und ebenfalls zu behandeln", betont der Kieler Hautarzt.
"Das Übergewicht ist dabei eine Stellschraube, an welcher der Patient selbst drehen kann." Studien haben gezeigt, dass sich eine Gewichtsreduktion bei adipösen Patienten günstig auf den Hautzustand bei Schuppenflechte und auch auf den Erfolg therapeutischer Maßnahmen auswirkt.
"Eine spezielle Psoriasis-Diät gibt es nicht", so Dr. Gerdes. Empfehlenswert sei eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse sowie Obst, bei dem jedoch der Fruchtzuckergehalt beachtet werden sollte. Fettreiche Milch- und Fleischprodukte sollten eher zurückhaltend verzehrt werden. Gegenüber tierischen Fetten sollten pflanzliche Öle bevorzugt werden, die reich sind an ungesättigten Fettsäuren. Ein- bis zweimal pro Woche sollte Fisch wie Lachs, Hering oder Makrele auf dem Speiseplan stehen. Deren hoher Gehalt an Omega-3-Fettsäuren kann entzündungshemmende Effekte haben. Alkohol sollte nur in Maßen genossen werden, aufs Rauchen - einem weiteren Triggerfaktor der Schuppenflechte - sollte verzichtet werden. "Außerdem für viel Bewegung sorgen", rät Dr. Gerdes. "Am besten sind Aktivitäten, die Spaß machen und dem gesamten Wohlbefinden gut tun." Bei einer Psoriasis-Arthritis sollten spezielle Übungen mit dem Arzt besprochen werden. "Durch die Gewichtskontrolle und seinen Lebensstil kann der Patient aktiv etwas für seine Gesundheit tun und die hautärztliche Therapie der Psoriasis unterstützen", so Dr. Gerdes.