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Ferien-Allergie
24. Juli 2013 - Dr. Uwe Schwichtenberg
Endlich Urlaub und Zeit, die Natur zu genießen - doch da lässt ein Insektenstich den ganzen Arm anschwellen? Neue kulinarische Köstlichkeiten entdecken – aber plötzlich kribbelt und juckt es im Mund? Eine Allergie kann die Ferienlaune erheblich trüben. Deshalb rechtzeitig vorsorgen! Ob Mücken am Badesee, Wespen am Frühstückstisch oder Bienen auf der Blumenwiese: Insektenstiche können sehr unangenehme Folgen haben. Manchmal zeigen sich besonders heftige entzündliche Reaktionen an der Einstichstelle, später kann es zu starken Schwellungen kommen. Dann mit einem feuchten Tuch gut kühlen, empfiehlt Priv.-Doz. Dr. Jörg Kleine-Tebbe vom Allergie- und Asthma-Zentrum Westend in Berlin. Und: Insektenstiche mit einem Hautspray desinfizieren und nicht aufkratzen, um eine Infektion zu vermeiden. Bei einem Bienenstich muss der Stachel entfernt werden. Von Antihistaminikahaltigen Gelen rät der Hautarzt ab, da sie wenig nutzen und so- gar Kontaktallergien auslösen können. Besser sei, eine modernes, nicht müde machendes Antihistaminikum einzunehmen, um den Juckreiz zu lindern. Wer weiß, dass er zu ausgeprägten Stichreaktionen neigt, sollte sich vorsorglich vom Hautarzt ein kortisonhaltiges Präparat verordnen lassen und gemeinsam mit dem Antihistamin in die Reiseapotheke packen. Bei Bedarf wird die Kortisoncreme ein- bis zweimal täglich auf die Stichstelle aufgetragen und das Antihistamin genommen, solange es noch juckt. „Auf Wespen- und Bienengift kann es auch zu gefährlichen allergischen Reaktionen kommen“, warnt Dr. Kleine-Tebbe. Juckende Quaddeln und groteske Schwellungen, die nicht auf die Stichstelle beschränkt sind, können sich bilden. So kann beispielsweise bei einem Stich ins Bein das Gesicht anschwellen. Manche Menschen reagieren auch mit Atemnot und Kreislaufbeschwerden bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock. „Insektengiftallergiker müssen daher ihr Notfallset auch im Urlaub unbedingt griffbereit haben“, betont der Allergieexperte. Wer erstmals auf Insektengift allergische Reaktionen zeigt, muss sofort einen Arzt aufsuchen.
Für Menschen, die zu Allergien neigen, können im Urlaub auch kulinarische Genüsse zur Falle werden, warnt Dr. Kleine-Tebbe: Patienten mit Heuschnupfen beispielsweise haben häufig auch eine Kreuzallergie auf ungegarte Früchte oder Nüsse, die beim Naschen am Marktstand zu einer unliebsamen Überraschung führt. Manche vertragen auch eiweißhaltige Meeresfrüchte nicht. Selbst wer um seine Nahrungsmittelallergie weiß und sich danach richtet, kann unliebsame Überraschungen erleben. Im Restaurant am Urlaubsort kann die ein oder andere bislang unbekannte, verwandte Zutat in Gerichten unangenehme Folgen haben. Typische Frühsymptome einer Nahrungsmittelallergie sind Juckreiz und ein pelziges Gefühl im Mund- und Rachenraum, erklärt Dr. Kleine-Tebbe. Dann sollte rasch ein Antihistaminikum eingenommen werden, das bei Nahrungsmittelallergikern ebenfalls in die Reiseapotheke gehört. Es kann auch zu Erbrechen und Durchfall oder einer Nesselsucht mit juckenden Quaddeln am ganzen Körper, Atemnot und Kreislaufproblemen bis hin zum anaphylaktischen Schock kommen. „Bleiben die Beschwerden nicht auf die Mundhöhle begrenzt, sofort ärztliche Hilfe suchen“, rät der Allergologe. Wer erstmalig auf Nahrungsmittel allergisch reagiert, sollte die Auslöser nach dem Urlaub unbedingt abklären lassen. Der Schlüssel ist dann eine möglichst detaillierte Schilderung, betont Dr. Kleine-Tebbe und empfiehlt deshalb, sich genau zu notieren, was man gegessen hat, welche Beschwerden aufgetreten sind und von den Haut- und Schleimhautreaktionen vielleicht auch ein Foto zu machen.
Vor allem Strandurlaubern kann auch eine Polymorphe Lichtdermatose zu schaffen machen. Diese wird manchmal fälschlicherweise als „Sonnenallergie“ bezeichnet. Doch bei der Polymorphen Lichtdermatose handelt es sich um eine Überempfindlichkeitsreaktion der sonnenentwöhnten Haut, die von Patient zu Patient ganz unterschiedliche Formen annimmt, erklärt der Hautarzt. Es kann zu flächigen, juckenden Rötungen, Knötchen, Bläschen oder Quaddeln kommen. Deshalb: Das Sonnenbaden nicht übertreiben, möglichst viel im Schatten bleiben und sich durch Textilien und spezielle Sonnencreme für die lichtempfindliche Haut gut schützen. Kühlende feuchte Umschläge und Antihistaminika zum Einnehmen können die akuten Beschwerden lindern. In schweren Fällen kann vor dem nächsten Urlaub erwogen werden, die Haut durch eine spezielle Lichtbehandlung beim Hautarzt vorzubereiten. Übrigens können auch manche Medikamente wie bestimmte Antibiotika oder Blutdruckmittel die UV-Empfindlichkeit erhöhen, warnt Dr. Kleine-Tebbe. Es kann dann zu juckenden Hautausschlägen oder heftigen, sonnenbrandähnlichen Reaktionen kommen. „Deshalb entsprechende Warnhinweise im Beipackzettel unbedingt beachten“, empfiehlt der Hautarzt.
Quelle: Berufsverband der Deutschen Dermatologen