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Plasma-Kamm gegen Läuse - Technologie erobert Medizin und Haushalt
15. Juli 2016 - Dr. Uwe Schwichtenberg
Plasma ist der vierte Aggregatzustand der Materie. Nach fest, flüssig, gasförmig folgt ein weiterer energiereicher Zustand, das Plasma. Bekannt ist dieser Zustand vom Gewitterblitz. "Wir haben die Möglichkeiten, diese großartige Energie ganz klein zu machen, zu zähmen, kalt zu lassen, so dass man sogar solche Gewitterblitze auf die Haut einwirken lassen kann, ohne dass etwas zu spüren ist", sagt der Leiter und Initiator der entsprechenden Forschungsgruppe, Prof. apl. Prof. Dr. Wolfgang Viöl, Vizepräsident für Forschung und Transfer der HAWK und Leiter des Anwendungszentrums für Plasma und Photonik des Fraunhofer IST im niedersächsischen Göttingen.
Plasma ist eine Schlüsseltechnologie, die industriell schon in vielen Bereichen eingesetzt wird. Die HAWK-Wissenschaftler untersuchen jedoch als weltweit erste die Behandlung menschlicher Haut mit Atmosphärendruck-Plasma. Es ist im Verhältnis zu anderen Plasmen, die sich etwa zur Bearbeitung von Metallen oder Kunststoffen nutzen lassen, vergleichsweise kühl und sein Druck entspricht etwa dem normalen Luftdruck. Die weltweit ersten klinischen Studien zur plasmaunterstützten Wundheilung liefen am Klinikum Schwabing (München) und an der Universitätsmedizin Göttingen.
Kurz vor der Markteinführung ist der Läusekamm auf Plasmabasis, mit dem man Läuse auf den Haaren töten kann - aber auch zusätzlich die Nissen, was andere Produkte nicht können. Der Läusekamm wird voraussichtlich in etwa ein bis zwei Jahren auf dem Markt erhältlich sein. Die Plasma-Technologie macht hier Schluss mit Chemie auf dem Kopf unzähliger Kita- oder Schulkinder oder Bettwäsche im Gefrierschrank. Professor Viöl: "Wir erzeugen ein Hochspannungsfeld auf dem Kopf. In der Luft zündet dann so etwas wie ein ganz kleiner Gewitterblitz. Das hört sich sehr gefährlich an, aber wir benutzen Hochspannungspulse, die man gar nicht spürt, die absolut ungefährlich sind, weil sie ganz bestimmte Frequenzen besitzen. So ist das Plasma kalt. Das Besondere an diesem Kamm ist, dass es mit einem rein physikalischen Verfahren funktioniert - eben ohne Chemikalien."
Plasma ist ein Zustand, den jedes beliebige Gas, zum Beispiel Luft, unter elektrischer Ladung annimmt. Die Elektronen gewinnen unter Hochspannung so viel Energie, als wären sie bis zu 80.000 Grad heiß. So heiß wird es normalerweise noch nicht mal auf der Sonne. Alle anderen Bestandteile des Plasmas bleiben aber kalt. Und deswegen ist es für Mensch und Haustiere völlig ungefährlich, nicht aber für kleinere Lebewesen, wie zum Beispiel Läuse. Die stille elektrische Entladung ist eine Wechselspannungs-Gasentladung, bei der mindestens eine der Elektroden vom Gasraum durch galvanische Trennung mittels eines Dielektrikums elektrisch isoliert ist.
Quelle: Pressemeldung HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen