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Infos rund um das Thema Haarausfall
16. August 2016 - Björn Meyer, Webmaster
Im Rahmen der 25. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie in München sprachen Experten über ihre Erfahrungen mit der Einrichtung einer Haarsprechstunde für Patienten und die Therapiemöglichkeiten bei androgenetischem und diffusem Haarausfall.
Von Haarausfall Betroffene haben häufig einen hohen Leidensdruck und bedürfen neben einer effektiven Therapie auch einer einfühlsamen Patientenführung. Dies kann eine dermatologische Praxis mit entsprechender Fachkompetenz mittels einer Haarsprechstunde für Patienten mit Haarausfall leisten. Bereits vor dem Gespräch mit dem Arzt könnten zahlreiche Daten und Fakten mit einem speziellen Fragebogen erfasst werden, sagte Dr. Uwe Schwichtenberg aus Bremen. "In unserer Praxis setzen wir außerdem einen separaten Haarausfallflyer ein, der die häufigsten Formen des Haarausfalls und deren Therapie erläutert."
Während des Gesprächs in der Haarsprechstunde stehen die Diagnosestellung, die Erörterung eines Therapieplans sowie die Erfassung des Haarstatus im Vordergrund. Dazu werden Übersichtsfotos und eine computergestützte Analyse des Haarstatus verwendet, die die Grundlage für die inhaltlich und zeitlich genau zu definierenden Verlaufskontrollen darstellen. Zudem wird dem Patienten ein Haarausfall-Nachsorgebogen mitgegeben. "Mittlerweile bietet sich sogar eine Online-Videosprechstunde an, da die Haarsprechstunde oft überregional genutzt wird", sagte Schwichtenberg. Der Diagnosestellung sollte eine individualisierte, Pathogenese-orientierte Therapie folgen und ein individuelles Therapieziel mit dem Patienten besprochen werden.
Kombinierte Therapie mit frühem Beginn erhöht Erfolgsaussichten
Die Klientel der Haarsprechstunde bestehe überwiegend aus Patientinnen, die einen verstärkten Haarausfall, ein reduziertes Haarvolumen oder verkürzte Haarlängen aufweisen. Meist liege bei diesen Frauen noch keine Scheitelverbreiterung oder sichtbare Kopfhaut vor, erklärte Dr. Andreas M. Finner, Trichomed Praxis für Haarmedizin und Haartransplantation, Berlin (www.trichomed.com). In der Trichoskopie werde trotz nur leichter Dichteminderung eine auffällige Miniaturisierung einiger Haare erkennbar. Der Zupftest am Oberkopf sei häufig leicht positiv und es werde eine erhöhte Telogenrate im Trichogramm beobachtet. Die Kombination dieser Befunde weise auf eine aktive androgenetische Alopezie mit verkürzten Haarzyklen hin. Das Effluvium sei nicht gleichmäßig diffus, sondern betreffe eher den Oberkopf, erläuterte Finner.
"Die Therapie kann stufenweise und kombiniert erfolgen", so Finner, "um sowohl die Telogenrate zu senken als auch das Nachwachsen anzuregen bzw. eine langfristige Stabilisierung zu erreichen." Initial eigne sich eine orale Kombination von B-Vitaminen, Cystin und Medizinalhefe (Handelspräparat Pantovigar). Gleichzeitig könne langfristig eine 0,025%ige Alfatradiol-haltige Lösung (Handelspräparat Pantostin) auf der Kopfhaut angewendet werden. Präparate mit Minoxidil sollten eher später, nach einer Stabilisierung der Ausfallaktivität, eingesetzt werden, erklärte Finner.
In der Therapie des aktiven Effluviums bringe das Kombinationspräparat aus B-Vitaminen, Cystin und Medizinalhefe eine schnellere Verbesserung der Anagenrate und Kräftigung der Haarstruktur. Die frühzeitige und langfristige Therapie der androgenetischen Haarwachstumsschwäche mit Alfatradiol helfe der Haarerhaltung und wirke kausal gegen die AndrogenWirkung am Haarfollikel, so Finner. Nach verbesserter Telogenrate werde Minoxidil als Lösung oder Schaum aufgetragen. Je nach Befund könnten ergänzend Kortikosteroide und Antischuppenshampoos eingesetzt werden. Die Erfolgskontrolle sollte im Verlauf digital durchgeführt werden.