Aktuelles

Patientinnen und Patienten werden künftig länger warten müssen

27. Oktober 2022 - Dr. Uwe Schwichtenberg

Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) hält die vom Bundestag  mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz verabschiedeten Vergütungsregeln für die schnellere Versorgung von neuen über die Terminservicestellen und Hausärzte vermittelten Patientinnen und Patienten für vollkommen unzureichend und nicht praktikabel. BVDD-Präsident Dr. Ralph von Kiedrowski warnt vor einem nächsten Schritt in Richtung einer weiteren Einschränkung der ärztlichen Freiberuflichkeit, wenn die Terminvergabe der Praxen in weiten Teilen in die Hände der Terminservicestellen gelegt wird.

„Der Bundesgesundheitsminister gaukelt der Öffentlichkeit vor, den protestierenden Ärztinnen und Ärzten entgegengekommen zu sein und gleichzeitig die Terminvergabe für Patientinnen und Patienten in den Facharztpraxen zu beschleunigen.Tatsächlich sind die ab 1. Januar 2023 geltenden Regeln aber eine Mogelpackung“, so BVDD-Präsident Dr. Ralph von Kiedrowski. Die möglichen Aufschläge auf die Grundpauschale bei einer Vermittlung durch die Terminservicestellen (TSS) oder den Hausarzt bei einer schnelleren Versorgung sowie eine extrabudgetäre Vergütung der erbrachten Leistungen kompensieren in keiner Weise die Honorarverluste in den dermatologischen Praxen, die durch die Abschaffung der alten Neupatientenregelung entstehen. Zudem war diese TSVG-Regelung nicht zuletzt an eine Ausweitung der Sprechstundenzeiten von 5 Stunden pro Woche gekoppelt, für die jetzt jegliche Grundlage fehlt und die ab Januar zurückgefahren werden muss! Weniger Sprechstundenzeiten bedeuten damit automatisch auch längere Wartezeiten auf den Facharzttermin.

Hinzu kommt, dass Praxen, die vermehrt Termine an die TSS melden, Gefahr laufen, diese nicht besetzt und damit auch nicht vergütet zu bekommen. „Das Risiko des Honorarausfalls tragen die Praxen alleine – ganz zu schweigen von dem zusätzlichen Aufwand für unsere Medizinischen Fachangestellten bei der Terminkoordination mit den Terminservicestellen“, kritisiert von Kiedrowski und warnt vor dem Verlust der Kontrolle über die Terminvergabe in den Praxen. Darüber hinaus ist völlig unklar, wie die TSS diese Mehrarbeit überhaupt leisten sollen. „Wenn es dazu eine Erhöhung der Personalkapazität in den Servicestellen geben muss, zahlt auch dies die Ärzteschaft aus den eigenen Honorartöpfen“, unterstreicht der BVDD-Präsident. „Unter dem Strich bedeutet das neue Gesetz: mehr Arbeit, mehr Bürokratie bei weniger Vergütung und schlechterer Patientenversorgung.“

Der Politik geht es nach Ansicht des BVDD aber auch nicht um eine Verbesserung der Versorgung, sondern lediglich um Kostendämpfung. „Dann sollte der Minister gegenüber Patientinnen und Patienten auch ehrlich sein. Wer mit der Abschaffung der Neupatientenregelung der Versorgung 400 Millionen Euro entzieht, kann nicht ernsthaft behaupten, dass es keine Leistungseinschränkungen für die Versicherten geben wird“, so von Kiedrowski. 

Gleichzeitig ist der BVDD-Präsident davon überzeugt, dass die seit Wochen andauernden Proteste gegen das GKV-Spargesetz auch nach der Verabschiedung durch den Bundestag nicht abebben werden. „Ein ´Egal, weiter so` kann es in den niedergelassenen Praxen nach dieser Entscheidung eigentlich nicht mehr geben“, so von Kiedrowski. Diese seit Jahren eingeübte Verhaltensweise der Ärzteschaft haben auch Politik und Kostenträger verinnerlicht und ausgenutzt. „Aber steigende Energie- und Personalkosten, die allgemeine Inflation, ein kaum wahrnehmbarer Honorarabschluss für 2023, das TI-Desaster und nicht zuletzt die unverhohlene Begünstigung der Krankenhäuser bei gleichzeitiger Geringschätzung der Niedergelassenen haben für reichlich Frust bei Kolleginnen und Kollegen gesorgt. Ich rechne fest damit, dass es in den kommenden Wochen weitere Proteste der Ärzteschaft geben wird“, so der BVDD-Präsident. 

Über den Berufsverband der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD)

Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD) ist der Zusammenschluss der in Deutschland niedergelassenen Hautärztinnen und Hautärzte zur Vertretung ihrer wirtschaftlichen und sozialpolitischen Interessen. Der BVDD hat rund 3.700 Mitglieder und setzt sich aktiv für verbesserte Rahmenbedingungen zur Versorgung hautkranker Menschen ein, fördert den Nachwuchs in der Dermatologie und beteiligt sich an den großen gesundheitspolitischen Diskussionen rund um Versorgungs-innovationen, medizinischen Fortschritt und neue Technologien wie Telemedizin, für die die Dermatologinnen und Dermatologen in Deutschland ungeschlagen die Vorreiterrolle innehaben. Zu den klassischen Aufgaben des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen gehören zudem Schulungen und Weiterbildungen für seine Mitglieder. Mehr unter: www.bvdd.de

Weitere News-Beiträge

2022
7. Dezember 2022
Handekzemen vorbeugen: → mehr
7. November 2022
14. bis 18. November 2022: Aktionswoche haut+Job → mehr
18. Oktober 2022
Welt-Psoriasis-Tag 2022 → mehr
6. Oktober 2022
Wir sehen schwarz! → mehr
07. September 2022
Neurodermitis unter Top 5 diagnostizierten Erkrankungen von OnlineDoctor → mehr
12. August 2022
Fakten und Falschmeldungen zum Thema Affenpocken → mehr
7. Juli 2022
Kinder & Sonne: Elternbrief zur Sommer- und Ferienzeit 2022 → mehr
8. Juni 2022
Schwangere rauchen für zwei → mehr
07. Juni 2022
Sonnenschutzkampagne will Hautkrebsrisiko im Sport senken → mehr
7. Mai 2022
S2k-Leitlinie chronischer Pruritus (Juckreiz) → mehr
7. Mai 2022
Hautkrebsmonat Mai → mehr
18. April 2022
Neuer bundesweit einheitlicher Vertrag zur Hautkrebsvorsorge für unter 35-Jährige → mehr
6. März 2022
Wie Stress und falsche Ernährung den Haaren schaden → mehr
4. Februar 2022
JAK-Inhibitoren erweitern bei Alopecia areata und Neurodermitis das Behandlungsspektrum → mehr
5. Januar 2022
PraxismanagerIn für unsere Praxen und die Coronaambulanz gesucht → mehr
4. Januar 2022
Sonnenbad in der Röhre: Hilft Solarium gegen Winterblues? → mehr
Archiv
2024 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2024 anzeigen
2023 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2023 anzeigen
2021 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2021 anzeigen
2020 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2020 anzeigen
2019 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2019 anzeigen
2018 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2018 anzeigen
2017 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2017 anzeigen
2016 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2016 anzeigen
2015 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2015 anzeigen
2014 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2014 anzeigen
2013 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2013 anzeigen
2012 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2012 anzeigen
2011 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2011 anzeigen
2010 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2010 anzeigen
2009 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2009 anzeigen
2008 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2008 anzeigen
2007 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2007 anzeigen
2006 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2006 anzeigen
2005 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2005 anzeigen
2004 Headlines der News-Beiträge des Jahres 2004 anzeigen