Aktuelles
Aktuelle Studien zum Thema Haarausfall
20. August 2020 - Dr. Uwe Schwichtenberg
Auf der digitalen Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie Anfang Juli 2020 (siehe unsere Berichte vom 20. Juli und 4. August 2020) berichtete Frau Prof. Annika Vogt vom Clinical Research Center an der Charité in Berlin über aktuelle Studien zum Thema Haarausfall. Ihren Vortrag gliederte Prof. Vogt in 2 Abschnitte: 1. Studien zu einem veränderten bzw. erweiterten Einsatz von bereits existierenden Wirkstoffen und 2.: Studien zur Entwicklung neuer Wirkstoffe.
In der Kategorie "erweiterter Einsatz bereits bestehender Wirkstoffe" stellte Prof. Vogt Studien zum innerlichen Einsatz von Minoxidil und zur äußerlichen Anwendung von Finasterid vor. Hinsichtlich des Minoxidils, was zur inneren Anwendung bekannt ist als Medikament zur Senkung von hohem Blutdruck, werde aktuell vor allem nach der optimalen Dosis zum Einsatz bei anlagebedingtem Haarausfall gesucht. Nicht zuletzt aber wegen der möglichen Nebenwirkungen wie Haarwachstum im Gesicht und Kreislaufreaktionen äußerte sich Prof. Vogt zurückhaltend zum Einsatz von Minoxidil als Tablette zur Behandlung von Haarausfall.
Der Wirkstoff Finasterid ist bisher nur als Tablette zur innerlichen Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls bei Männern zugelassen. Hier wurde über eine Studie zur äußerlichen Anwendbarkeit an 52 Prüfzentren in 5 Ländern berichtet, welche kurz vor der Beendigung der 3. Studienphase steht. Auf eine Frage aus der Zuhörerschaft, welche Erfahrungen an der Berliner Klinik mit einer entsprechenden Rezeptur bisher gemacht wurden, entgegnete Prof. Vogt: "Wir setzen es bisher nicht ein". Die Studienlage sei hierzu noch nicht ausreichend.
Zur Anwendung von "Platetet Rich Plasma" (PRP, siehe Bericht auf www.Haarerkrankungen.de vom 12. Oktober 2019) sei langfristige Datenlage noch nicht klar. Es könne also noch wenig über den langfristigen Therapienutzen nach Beendigung der Behandlung gesagt werden, berichtete Prof. Vogt.
In der Kategorie "Studien zur Entwicklung neuer Wirkstoffe" ging Frau Prof. Vogt zunächst auf Neuentwicklungen für die Therapie des anlagebedingten Haarausfalls (Androgenetische Alopezie, AGA) ein.
Der Prostaglandin 2 Rezeptor Antagonist Setipiprant (innerliche Gabe von 2x500mg pro Tag) befinde sich gerade in einer Phase 2 Studie. Getestet würde auch die Wirksamkeit im Vergleich zu 1mg Finasterid pro Tag. Zu dem Androgeninhibitor Clascoterone verwies Prof. Vogt auf eine aktuell am Clinical Research Center in Berlin laufende 12 monatige Dosisfindungsstudie. Die äußerliche Anwendung des Wirkstoffes habe bisher keine Hinweise auf sexuelle Nebenwirkungen ergeben. Darüber hinaus laufe an 14 Zentren momentan eine Phase 2 / 3 Studie mit dem äußerlichen angewendeten Aktivator des "Wnt Signalweges", der eine Modulation von Regulationsprozessen im Haarzyklus bewirkt. Das erwartete Studienende ist hier für 2021 angesetzt.
Zur Therapie der Alopecia areata (AA, kreisrunder Haarausfall) berichte Prof. Vogt über zahlreiche Studien mit unterschiedlichen Januskinase (JAK) Inhibitoren, sowohl in äußerlicher als auch innerlicher Anwendung. Die bisherigen Ergebnisse wiesen jedoch darauf hin, dass eine Wirkung auf den Haarausfall zeitlich begrenzt sei, und dieser nach Absetzen des Medikamentes fortschreite.
Zusammenfassend gibt es zahlreiche Ansätze, über die wir in Zukunft weiter auf www.Harerkrankungen.de berichten werden.