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Pollenflug beeinflusst Neurodermitis
7. August 2015 - Dr. Uwe Schwichtenberg
Was seit nunmehr 100 Jahren unter Wissenschaftlern diskutiert wurde, ist jetzt wissenschaftlich bewiesen: Der Gräserpollenflug hat einen Einfluss auf Neurodermitis - Betroffene zeigen ein deutlich verschlechtertes Krankheitsbild. Zu diesem Ergebnis kam ein Team aus Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM und der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Sie hatten freiwillige Probanden mit Neurodermitis in den Fraunhofer-Pollenprovokationsraum, auf die sogenannte "Wiese im Labor" gesetzt und beobachtet, dass die Probanden mit deutlich sichtbaren Schüben der Neurodermitis reagierten.
Die Studienergebnisse wurden jüngst im "Journal of Allergy and Clinical Immunology", dem weltweit führenden Fachjournal für Allergieforschung, publiziert und riefen zeitgleich großes Interesse auf der Jahrestagung der "Europäischen Akademie für Allergologie und Klinische Immunologie" hervor. Neurodermitis ist eine quälend juckende Hauterkrankung, deren Häufigkeit in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hat und auch weiterhin zunimmt. Ihre Behandlung ist nach wie vor besonders schwierig, auch weil die Faktoren, die die Krankheit auslösen individuell sehr unterschiedlich sind. Klar ist seit der Studie im Pollenprovokationsraum des Fraunhofer ITEM - in dem die Gräserpollen wie auf einer natürlichen Sommerwiese fliegen -, dass die Belastung der Luft mit Pollen das Hautbild der Neurodermitispatienten innerhalb von Stunden signifikant verschlechtert. In den Laboren der MHH wurde gezeigt, dass im Blut dieser Patienten Marker für allergische Entzündungen anstiegen. Ob die Pollenprovokation für die Entwicklung von neuartigen Wirkstoffen für Immuntherapien von Neurodermitispatienten infrage kommt, wird das Team aus MHH- und Fraunhofer-Wissenschaftlern nun weiter untersuchen.
Quelle: Pressemeldung Fraunhofer Gesellschaft